Reno Hamburg: 2. Teil des Interviews mit Serani Schade, Sprach-, Kommunikations- und Stiltraining
In unsere letzten Ausgabe haben wir mit Serani Schade, Geschäftsführerin des jungen Unternehmens Serani Schade Sprachkultur, über ihre Arbeitsweise in ihren Fremdsprachseminaren gesprochen. Heute gewährt sie uns Einblicke in ihre weiteren Tätigkeitsfelder.
Reno Hamburg: Sprach-, Kommunikations- und Stiltraining – warum diese Kombination?
Serani Schade: Weil alle drei oft große Berührungspunkte haben. In einem meiner letzten Trainings ging es beispielsweise eigentlich um einen souveräneren Umgang der Assistentinnen am Telefon. Während des Trainings hat sich dann aber herausgestellt, dass der Kern des Problems ganz woanders lag, nämlich im Stressmanagement und im Persönlichkeits-Coaching. Zum Glück waren die Chefs sehr weitsichtig und offen, und haben mich mit ihren Mitarbeitern daran arbeiten lassen, zum Vorteil für Mitarbeiter und Kanzlei.
Reno Hamburg: Der Fokus liegt also auch bei diesen Trainings auf sehr individuell zugeschnittenen Inhalten, die sich überschneiden können?
Serani Schade: Richtig. Letztlich zählt das Gesamtpaket, das heißt das Einbetten des Themas und der Menschen in den Gesamtzusammenhang, was oft automatisch zu Überscheidungen führt: Sprache – Kommunikation – Auftreten, diese drei Dinge im Fluss führen dann zu einem optimalen Ganzen. Das ergibt sich oft erst bei der Arbeit.
Reno Hamburg: So unähnlich sind sich Sprach- und Kommunikationstraining also nicht?
Serani Schade: Im Prinzip ist Kommunikationstraining auch Sprachtraining, nur arbeitet man hier mit der Muttersprache und seinem Körper. Es geht besonders um die Wirkung, die ich mit einer bestimmten Anwendung meiner (Körper-)Sprache erzielen kann – hochspannend, nicht nur im privaten Kontext, sondern vor allem auch im Kanzleialltag. Eine gekonnte, clevere Kommunikation ist ein wichtiger Schlüssel zu Erfolg.
Reno Hamburg: Was genau bringt Kommunikationstraining für die tägliche Arbeit?
Serani Schade: Neben der fachlichen Qualifikation werden überfachliche Kompetenzen, wie die Fähigkeit Mandanten durch professionelles Auftreten und geschliffenen Umgang langfristig an die Kanzlei zu binden als Marketinginstrument immer wichtiger; schließlich geht es neben dem juristischen Sachverhalt auch immer um Menschen! Wer als Mandant zwischenmenschlich professionell und souverän behandelt wird, der kommt auch wieder und spricht anderen Empfehlungen aus. Anders gesagt: Ist die Kommunikation nicht nur der Anwälte, sondern besonders auch der Mitarbeiter gekonnt, professionell und Service orientiert, generiert das messbare Wettbewerbsvorteile, was letzten Endes auch den Mitarbeitern nützt. Und nicht nur das, Schwierigkeiten in der internen Kommunikation können gemindert werden, die Zusammenarbeit des gesamten Kanzlei-Teams kann eine positive Richtung nehmen.
Reno Hamburg: Welche Schwierigkeiten meinen Sie?
Serani Schade: Stichwort Stressmanagement. Wir wissen alle, wie hektisch und mitunter rau es im Alltagsgeschäft von Kanzleien zugehen kann.
Da wird nicht immer danke und bitte gesagt, gute Umgangs- formen werden mitunter ignoriert und die Wertschätzung bleibt zuweilen auf der Strecke. Nicht selten haben die Mitarbeiter auch mit Respektlosigkeit von Seiten der Mandanten zu kämpfen. Natürlich kann man das Verhalten anderer Leute nicht ändern; aber wie Eleanor Roosevelt einmal gesagt hat: „Niemand kann Ihnen ohne Ihre Zustimmung das Gefühl der Minderwertigkeit vermitteln.“ Sprich, es kommt sehr darauf an, Kraft fressende Stressoren für sich positiv nutzbar zu machen, in produktive Bahnen zu lenken und Strategien für mehr Gelassenheit zu entwickeln. Das passiert in einem guten Kommunikationstraining – am besten mit Mitarbeitern und Anwälten im Dialog.
Reno Hamburg: Normalerweise richten sich Seminare ja entweder an die Anwälte oder die Angestellten...
Serani Schade: Stimmt, beim Thema Kommunikation und Stressmanagement leider meistens zulasten der Potentialentfaltung und überfachlichen Kompetenzentwicklung.
Wenn Anwälte und Angestellte zusammenarbeiten, offen sind und einander zuhören wollen, lassen sich große Veränderungen bewirken: verbesserte interne Kommunikation, positive Resonanz bei Mandanten, zufriedenere Chefs und leistungsfähigere Mitarbeiter – klingt ein bisschen wie „wünsch Dir was“, habe ich aber genau so erlebt! (lacht)
Reno Hamburg: Sie sprachen zu Beginn vom Körper als Kommunikationsinstrument, können Sie da ein wenig ins Detail gehen?
Serani Schade: Körpersprache ist für die meisten von uns heute sicher kein Fremdwort mehr. Da sind zum einen die Gestik und Mimik, mit denen ich das Gesagte unterstreichen und wirkungsvoller werden lassen kann. Zum anderen geht es aber auch um die Botschaft, die ich durch meine Kleidung und meinen Stil sende. Oft unterschätzen Chefs und Mitarbeiter diesen Aspekt, doch er ist, je nach Position und Häufigkeit des Mandantenkontakts, zentral. Frei nach dem Motto: nicht nur Köpfchen, sondern auch Knöpfchen!
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Kleider machen eben Leute, da beißt die Maus keinen Faden ab; und die MitarbeiterInnen, besonders am Empfang, haben eine wichtige repräsentative Funktion: Sie sind das Aushängeschild des Unternehmens und betreiben im besten Falle permanentes Marketing alleine durch ihre Erscheinung und ihr Auftreten. Zum eben genannten Thema Respektlosigkeit: Oft wird diese nicht nur durch ein unsicheres Verhalten ausgelöst, sondern auch durch ein unvorteilhaftes, unprofessionelles Outfit. Das Verhalten ändert sich mit der Kleidung, was man sehr gut daran beobachten kann, wie Menschen auf formelle Kleidung reagieren: Rücken grade, Brust und bestes Benehmen raus!
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...Lassen sich die Mitarbeiter denn einfach so neu einkleiden?
Serani Schade: Niemand „wird“ angezogen wie eine Puppe, sondern wir finden gemeinsam Kleidung, die Person und Persönlichkeit am besten zur Geltung bringt, für die Damen wenn möglich auch ein schönes Make-up. Ich bin ein Sparringspartner, der mit viel Feingefühl einen Blick von außen gibt, Empfehlungen ausspricht und die Perspektive öffnet. Wie beim Stressmanagement sind es oft Blockaden im Kopf und selbstgemachte Vorurteile, die eine Weiterentwicklung behindern. Sind die Blockaden einmal durchbrochen, können ganz neue Kräfte und ein neues Selbstbewusstsein entfesselt werden. Und diese positive Energie macht sich dann im Job bemerkbar.
Reno Hamburg: Kommt es bei den Angestellten nicht mehr auf die fachliche Kompetenz an als auf Auftreten und Stil?
Serani Schade: Sowohl als auch. Und bitte keine Missver- ständnisse: es geht hier nicht um hübsches Aussehen und Modelmaße, sondern darum, die Kanzlei möglichst profes- sionell und souverän nach außen hin zu zeigen. Die Kunst ist es, durch einen guten Auftritt im Gedächtnis zu bleiben und so automatisch ein effektives Empfehlungsmarketing zu betreiben. Profis aus dem Hotelfach können davon ein Lied singen: hier lernen Mitarbeiter von Stunde eins die Wichtigkeit des äußeren Eindrucks und des geschliffenen Umgangs. Jeder Dienstleister, also auch Anwälte, sollte heute darum bemüht sein, ein optimales Gesamtbild zu vermitteln und rundum professionelle Mitarbeiter zu haben, die das Unternehmen durch ein tolles Auftreten nach vorne bringen.
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Reno Hamburg: Frau Schade, vielen Dank für dieses Gespräch!
Serani Schade: Ich habe zu danken!